Die 23.065 m² große Stadtbrache zwischen Karl-Heine-Kanal und Karl-Heine-Straße ist weit über die Grenzen Leipzigs bekannt. Durch eine Anpflanzung von Roggen als Kunstaktion im Jahr 2000 ist sie zu ihrem Namen „Jahrtausendfeld“ gekommen. Seitdem wird die Fläche für Kunstaktionen, Spiel, Sport und Freizeit von Lindenauer und Plagwitzer Bürger*innen reichlich genutzt. Zeitweise befand sich hier ein Wagenplatz.
Das Besondere am Jahrtausendfeld ist jedoch sein üppiger Reichtum an Wildblumen und -kräutern, der jährlich viele Insekten anzieht. Seltene und geschützte Arten, wie die Blauflüglige Ödlandschrecke, wurden hier gesichtet. Obwohl die Grundstücks-Eignerin Stadtbau AG/ Rubin 45 GmbH alle paar Jahre eine Totalrodung des Geländes durchführte, hat sich diese Pflanzen- und Insektenvielfalt bislang immer wieder erholt und durchgesetzt.
Nicht nur das ökologische, sondern auch das soziokulturelle und sogar touristische Potential dieser im bevölkerungsreichen aber an Grünflächen armen Leipziger Westen äußerst beliebten Freifläche sollte von der Stadt Leipzig aufgegriffen, wertgeschätzt und gefördert werden.
Wir können uns eine Teilbebauung des Geländes mit Schul- und Wohnungsbauten an der Gießerstraße vorstellen. Eine Mitnutzung der bereits vorhandenen Turnhalle und des Sportplatzes bietet sich an. In der Mitte soll es einen naturnahen Schulgarten geben. Der größere Teil des Geländes soll als Freifläche multifunktional für Spiel, Sport, Erholung, Kunst und Kultur genutzt werden. Dafür besteht im bevölkerungs- und vor allem kinderreichen Lindenau dringend Bedarf. Im südöstlichen Teil dürfen sich Nährpflanzen und Lebensräume für Insekten frei entwickeln. Für Kinder und Erwachsene gibt es einen Insektenlehrpfad.
Entwicklung
Zum Zweck der Bervorratung des Geländes für Schulbauten führte die Stadt Leipzig viele Jahre lang Verhandlungen mit der Flächeneigentümerin Stadtbau AG, ein Verkauf an die Stadt kam jedoch nie zustande. Ein ursprünglich für das Jahrtausendfeld geplantes städtisches Gymnasium wurde deshalb im Jahr 2021 an einem anderen Standort gebaut („Gymnasium am Palmgarten“). Das „Feld“, wie es liebevoll von Anwohnern genannt wird, blieb also erst mal weiter unbebaut und diente vielfältiger Nutzung: chillen, grillen, Volleyball spielen, als Platz für Hüpfburgen und als Kamelweide.
Die Fraktion „Die Linke“ im Leipziger Stadtrat forderte zu dieser Zeit ein Bebauungsplanverfahren, um für das Gelände eine angemessene städtebauliche Lösung zu finden. Diese ist nötig, da z.T. widersprüchliche Planungsgrundlagen existieren: Flächennutzungsplan: Gemeinbedarf Schule; Landschaftsplan: Gewerbe; Stadtklimaanalyse: sehr hohe Schutzwürdigkeit „Dem Schutz und Erhalt dieser Grünfläche sollte eine sehr hohe Priorität beigemessen werden und grundsätzlich eine Bebauung ausgeschlossen werden. Ohne Bebauungsplan könnte jedoch die Fläche – da im sog. „unbeplanten Innenbereich“ liegend – nach geltendem Baurecht vollständig bebaut werden.
Zu Beginn des Jahres 2024 gab die Leipzig International School (LIS) bekannt, auf dem Jahrtausendfeld eine Schule für bis zu 2.000 Kinder und Jugendliche in Form eines teiloffenen Campus bauen zu wollen. Es fand ein Bürgerdialogverfahren statt mit Beteiligten aus Bürgerschaft, Verwaltung, Kommunalpolitik, Verbänden, der Stadtbau AG und der LIS mit dem Ziel, einen allgemeinen Konsens für die Bebauung zu finden und ein langwieriges Bebauungsplanverfahren zu vermeiden.
Anfangs war auch der BUND Leipzig dabei, beendete dann aber die Teilnahme am Dialogverfahren als ersichtlich wurde, dass die Dimensionen der geplanten Bebauung eine angemessen große öffentlich zugängliche grüne Freifläche unmöglich machen.
Fast zeitgleich formierte sich Widerstand gegen die Bebauung aus der Bürgerschaft mit einer Petition „Keine Bebauung des Jahrtausendfelds“ mit mehr als 7.000 Unterstützer*innen.
Der BUND Leipzig fordert für das Jahrtausendfeld einen qualifizierten Bebauungsplan mit Öffentlichkeitsbeteiligung. Im B-Plan sollen klimabedeutsame Flächenanteile von Bebauung freigehalten und begrünt werden. Gleichzeitig soll ein Anteil der Fläche als öffentliche Grünfläche gestaltet werden, welche in Größe und Ausstattung dem Bedarf im Stadtteil entspricht.
Quelle: https://www.bund-leipzig.de/bauen/jahrtausendfeld/