Ende 2024 berichtete Correctiv über die zunehmende Versiegelung Leipzigs. In unserer Stadt ist der Anteil der Grünfläche pro Leipzigerin und Leipziger seit 2017 kontinuierlich gesunken, bestätigte das Amt für Stadtgrün und Gewässer ebenda. Außerdem verloren Leipzigs Grün- und Parkanlagen in den Jahren 2022 bis 2024 pro Jahr 1500 Bäume aufgrund wiederkehrender Dürreperioden. Mit den Neupflanzungen kommt man nicht hinterher, die anhaltende Trockenheit erschwert das Anwachsen. Gleichzeitig wird das Jahrtausendfeld, wie andere unbebaute Flächen, in der stadteigenen Klimaanalyse als „besonders schützenswerte“ Grünfläche gekennzeichnet, die möglichst nicht bebaut werden sollte. Klimaprognosen ergaben: In Leipzig wird 2100 von April bis Oktober Sommer sein, eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur von 3,9°C ist zu erwarten. Trotzdem möchte die Stadtbau AG auf dem Jahrtausendfeld einen überdimensionierten Baukomplex errichten. Demgegenüber stehen 7200 digitale sowie 500 analoge Unterzeichnerinnen unserer Petition, sowie 355 Stellungnahmen zum Bebauungsplan.
Das Jahrtausendfeld als Stadtteilpark
Um die Gemüter zu beruhigen, die für das Jahrtausendfeld einen öffentlichen Stadtteilpark fordern, versprach die Bauherrin, die private Stadtbau AG, im Dezember 2024 in einer Absichtserklärung mit der Stadt Leipzig, dass eine angemessen große öffentliche und qualitativ hochwertige Grünfläche auf dem Jahrtausendfeld entstehen könne. Diese sollte aus zwei Teilflächen bestehen: 3000m² würde die Stadtbau AG an die Kommune verkaufen, 2500m² gehören der Gesellschaft für Entsorgung und Sanierung von Altlasten (GESA). Bei der GESA-Fläche handelt es sich um hochgradig verseuchten Boden. In der Absichtserklärung rechnete man vor, dass mit dem asphaltierten Weg, der bereits der Stadt Leipzig gehört, und der geschützten und nicht nutzbaren Uferböschung eine 8800m² Grünfläche entstünde.

Gemeinsam mit dem Ökolöwen denunzierten wir diese Rechnung bereits als „faulen Deal“ und „Alibi-Grünstreifen“. Doch damit nicht genug. Denn die Altlasten auf der GESA-Fläche sind nur mit einer Folie abgedeckt. Über der Folie befindet sich aufgeschüttete Erde, mit Gräsern bewachsen. Ohne einen Austausch des belasteten Bodens können hier gar keine Bäume wachsen, denn die Wurzeln der Bäume würden die Folie zerstören: Altlasten könnten dadurch austreten.
Eine Sanierung des Bodens wäre extrem kostenintensiv. Weder die Stadtbau AG noch die Stadt Leipzig haben bisher zugestimmt, die Fläche sanieren und die Kosten dafür übernehmen zu wollen. Eigentümerin ist außerdem die GESA als Körperschaft des Bundes. Für die GESA gibt es keinen Anlass, die verseuchte Fläche zu renaturieren. Ohne Altlastensanierung kann die GESA-Fläche jedoch bauordnungsrechtlich gar kein Park werden. Auf telefonische Nachfrage bei der GESA erfuhren wir: Man empfiehlt hier eine Versiegelung. Tischtennisplatten oder Fahrradständer, das seien die Freizeitelemente, die man an dieser Stelle erwarten könne.
Ein Verkauf der GESA-Fläche scheint bisher nicht geplant zu sein. Einen Preis für die Fläche wollte man uns nicht nennen.
Was wir fordern
In der durch die Stadtbau AG gestellten Bauvoranfrage wird keinerlei Aussage zu einer eventuellen Übertragung von 3000qm an die Kommune geschweige denn eine Aussage zu versprochener öffentlicher Grünfläche getroffen. Das Stadtplanungsamt stellte diesen Umstand in seiner Antwort auf Nachfrage von Dr. Volker Külow im Mai 2025 klar. 3000qm – das ist weniger als ein halbes Fußballfeld. 30 mal 100 Meter. So eine kleine Fläche hätte man zu Fuß bei normaler Gehgeschwindigkeit in ungefähr 3 Minuten umrundet.
Die Kommune muss jetzt endlich handeln: der Bebauungsplan könnte sicherstellen, dass die zukünftige öffentliche Grünfläche angemessen groß ist. Weiterhin muss die Stadt Leipzig jetzt gezielt Flächen ankaufen, die entsiegelt werden können, anstatt Geld, das für den Klimaschutz bestimmt ist, in Konstruktionsprojekte zu stecken (so investierte die Kommune 2024 die sogenannte „Klimamillion“ in den Bau einer Photovoltaikanlage auf einem Parkplatz und förderte mit einer halben Million Euro aus einem kommunalen Topf, der eigentlich für für Klimaprojekte gedacht ist, den privaten Bau eines Parkhauses in Holzbauweise). Die Prämissen der 1990er Jahre – privaten Investoren die Gestaltung der Stadt zu überlassen – sind längst überholt. Es gilt, endlich nachhaltig zu denken und die Orte, an denen wir leben, für die Zukunft zu gestalten, die den zu erwartenden Veränderungen des Klimas Rechnung trägt – und sie abmildert.
Wir appellieren hiermit eindringlich an Herrn Patrik Fahrenkamp, CEO der Stadtbau AG, sowie an die Leipziger International School, insbesondere an Herrn Barabas, ihr Bauprojekt an anderer Stelle fortzuführen. Die Stadtbau AG verfügt über viele weitere attraktive Grundstücke. Schlussendlich wäre die Sanierung und Umnutzung bereits bestehender Gebäude eine klimafreundliche Alternative zum Neubau.
Das Jahrtausendfeld muss Stadtteilpark werden!