Jahrtausendfeld: Stadtbau AG will weiterhin ohne Bebauungsplan bauen – Was steht in der Bauvoranfrage?

Anfang 2024 wurde bekannt, dass die Stadtbau AG auf dem Jahrtausendfeld eine private Schule für 2000 Schüler:innen und geschätzte 400 Angestellte mit einer Sechs-Feld-Sporthalle, einer Tribüne für 1000 Personen und zwei Großküchen errichten will. Das Feld, welches in der Stadtklimaanalyse als besonders schützenswerte Grünfläche markiert ist, deren Bebauung grundsätzlich ausgeschlossen werden sollte, ist eine der letzten unbebauten Freiflächen im stark versiegelten Leipziger Westen. Tatsächlich sind in den letzten Jahren alle anderen Brachen im nahen Umfeld zugebaut worden, eine weitere Grünfläche soll bald mit einem Parkhaus bebaut werden. 

Die Fläche zwischen Gießerstrasse und Karl-Heine-Kanal liegt seit 30 Jahren brach und erhielt ihren Namen durch eine Kunstaktion der Schaubühne Lindenfels im Jahr 2000, welche so identitätsstiftend war, dass heute jede:r im Westen die Fläche nur noch als Jahrtausendfeld kennt. Es verwundert wenig, dass die geplante Bebauung die Kritik der Stadtgesellschaft und der Umweltverbände, unterstützt durch die Fraktionen SPD, Die Linke und Die Partei hervorrief. Eine Petition, die über 7000 Unterschriften sammelte, forderte einen „Stadtteilpark für alle!“ Die Fraktionen machten darauf aufmerksam, dass bereits ein Bebauungsplanbeschluss vorliege, der jedoch, so Die Linke, 3 Jahre lang verschleppt worden sei. (Update 20.5.2025: Dazu schreibt die Stadt: „Eine Petition […] wurde vor dem Hintergrund der erreichten Ergebnisse des Dialogverfahrens abgelehnt, da das Gebiet als bereits mit Freiräumen versorgt bewertet wurde.“) Nach langem Hin und Her beschloss der Stadtrat im Januar 2025 erneut die Aufstellung eines Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren jedoch ist auch dort die Möglichkeit verankert, dass dieser unter bestimmten Umständen hinfällig werden könnte.

Ein Bebauungsplan setzt rechtsverbindlich fest, was und in welchem Umfang auf einer Fläche gebaut werden kann. Dies gilt auch für Flächen in privater Hand. Die Entwicklung von Flächen, die mit einem Bebauungsplan belegt werden, dauert oft länger, da Umweltbelange geprüft werden müssen und eine Bürgerbeteiligung zwingend notwendig ist. Die Beteiligung beinhaltet eine Frist, bis zu deren Ende Bürger:innen, aber auch zivilrechtliche Verbände und Gruppen Stellungnahmen schreiben können. Außerdem muss jeder Bebauungsplan durch den Stadtrat abgesegnet werden. Bei einem beschleunigten Bebauungsplan, wie er im Falle des Jahrtausendfelds angedacht wurde und sich in Aufstellung befindet, fällt die Umweltprüfung jedoch weg, was von der Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!“ und dem Umweltverband Ökolöwe heftig kritisiert wurde.

Nun wurde aus Gesprächen mit Personen aus dem Stadtplanungsamt ersichtlich, dass die Eigentümerin des Jahrtausendfelds mittlerweile eine Bauvoranfrage gestellt hat. Inwiefern der Bebauungsplan damit hinfällig würde, bleibt unklar (Update 20.5.2025: Das Bebauungsplanverfahren kann theoretisch weiter laufen, §34BauGb bildet allerdings die planungsrechtliche Grundlage). Sollte die Anfrage durch das Bauordnungsamt positiv oder, zum Beipiel durch Langsamkeit des Amts, nicht innerhalb von 3 Monaten beantwortet werden, dürfte die Eigentümerin vermutlich ohne Umweltprüfung und ohne weitere Bürgerbeteiligung bauen. Es ist anzunehmen, dass der Bebauungsplan dadurch aufgehoben werden könnte. Der genaue Zeitpunkt der Anfrage ist bisher nicht bekannt (Update 20.5.2025: Die Anfrage wurde am 26.03.2025 eingereicht. Das Amt strebt nach einer Beantwortung unterhalb der 3-Monatsfrist.)

Auch ist nicht öffentlich bekannt, für welche Baumasse die Anfrage gestellt wurde. (Update 20.5.2025: Es wurde keine spezifische Grundfläche angefragt, noch wurde eine Schülerzahl benannt.) Wurde das Bauvorhaben anfangs noch für 2000 Schüler:innen und geschätzte 400 Angestellte geplant, versprach man im Sommer 2024 eine Reduktion der Baumasse auf 1600 Schüler:innen und geschätzte 340 Angestellte. Jedoch zeigten auch die veröffentlichten Informationen zum Bebauungsplan im März 2025 trotz dieses Versprechens noch immer die alten Entwürfe, die für 2000 Schüler:innen geplant waren. Insgesamt wurden 355 Stellungnahmen zu diesem Planungsstand abgegeben.

Das sogenannte Qualifizierungsverfahren, bei dem 3 ausgewählte Architektur- und Landschaftsplanungsbüros Entwürfe für die Fläche erstellten, sollte ursprünglich in zwei Phasen ablaufen. Die Entwürfe aus Phase 1 wurden der Stadtgesellschaft im August 2024 präsentiert. Danach sollte das Verfahren weiter laufen und in eine zweite Phase gehen, in der Kritik und Anregungen aufgenommen und die Baumasse auf 1600 Schüler:innen angepasst werden sollte. Diese Phase sollte im Dezember 2024 abgeschlossen sein. Schlussendlich sollte die Jury Ende Januar über den Siegerentwurf entscheiden.

Das kündigte die Website der Stadt Leipzig bis vor kurzem noch unter der Überschrift „Nächste Schritte“ an.

Doch hat die Stadt Leipzig diese Informationen auf der Website vermutlich bereits am 13. Februar 2025 gelöscht.

(Update 20.5.2025: Dazu schreibt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau: nach dem Beschluss zum B-Plan hätte man sämtliche zeitlichen Abläufe von der Website gestrichen.)

Auch versprach die Bauherrin in einer nicht-öffentlichen Absichtserklärung mit der Stadt Leipzig, dass eine öffentliche Grünfläche auf dem Jahrtausendfeld entstehen könne. Diese sollte aus zwei Teilflächen bestehen: 3000m² würde die Stadtbau AG der Kommune übereignen, 2500m² gehören der Gesellschaft für Entsorgung und Sanierung von Altlasten (GESA). Bei letzterer handelt es sich um bodenverseuchte Fläche, bei der unklar bleibt, wer deren Sanierungskosten übernehmen soll. Die Bauherrin sieht sich nicht in der Pflicht. Der Ökolöwe bezeichnete die versprochene Fläche als „Alibi-Grünstreifen“. In der Absichtserklärung errechnete man, dass mit dem asphaltierten Weg, der bereits der Stadt Leipzig gehört, und der geschützten und nicht öffentlich nutzbaren Uferböschung eine fast 8800m² Grünfläche entstünde. Die Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!“ kritisierte die Rechnung als „faulen Deal“. (Update 20.5.2025: In der Bauvoranfrage wird keinerlei Aussage zur geplanten Grünfläche getroffen. Es wird durch das Stadtplanungsamt klargestellt, dass es sich tatsächlich nur um 3000qm handelt. Die GESA-Fläche gehört weiterhin der GESA. Ein Verkauf scheint bisher nicht geplant zu sein.)

So wie die Absichtserklärung aus dem Januar 2025 bereits hinter verschlossenen Türen zwischen Stadt und Eigentümerin ausgehandelt wurde, so erscheint auch das derzeitige Vorgehen in der Angelegenheit mindestens als intransparent.

Es bleibt zu hoffen, dass die bisher geäußerte Kritik am Bauvorhaben tatsächlich Einfluß auf das weitere Vorgehen im Verfahren findet. Immer wieder haben Anwohner:innen, Umweltverbände und Bürgerinitiative auch auf die schwierige Verkehrssituation hingewiesen, die durch den zu erwartenden Hol- und Bringeverkehr gar chaotisch werden könnte, auch und insbesondere wenn dieser in den verkehrsberuhigten Nebenstraßen stattfindet. Es ist zu vermuten, dass die Stadtbau AG das Verkehrskonzept und weitere Nachweise erst in Auftrag geben wird, wenn die Bauvoranfrage positiv beschieden wird. Dann jedoch hat das Viertel keine andere Wahl mehr als mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen und dessen Auswirkungen, insbesondere Stau, Lärm und verringerter Luftqualität, zurechtkommen zu müssen.

Hallo, Jahrtausendfeld – Veranstaltung voller Erfolg

Die von der Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!“ gemeinsam mit der Schaubühne Lindenfels, dem kreuzer Leipzig und dem Umweltbund Ökolöwe e.V. organisierte Veranstaltung „Hallo, Jahrtausendfeld! Kannst du mich hören?“ war ein voller Erfolg. Über 250 Menschen besuchten allein am 10. April 2025 die Ausstellung in der Schaubühne, circa 120 Personen nahmen am Podium teil. Wir sind begeistert von der positiven Resonanz. Dies zeigt, dass die Zukunft und die Bewahrung des Jahrtausendfelds als Grünfläche uns Leipziger:innen am Herzen liegt. Wir kämpfen weiter für einen sozialen und öffentlichen Raum! 

Zum Nachhören: Stimmen zum Jahrtausendfeld, März 2025

Wir sind ein solidarisches Bündnis und freuen uns über neue Personen, die sich an unserem Kampf für den Erhalt der Grünfläche des Jahrtausendfelds beteiligen. Schreibt uns dafür gern über unsere Mail-Adresse an: jahr1000feld@riseup.net

Podiumsdiskussion im Grünen Salon

Einladung 10. April 2025: Hallo, Jahrtausendfeld! Kannst du mich hören?

Ein Kreuzer-Podium zur Petition und den Chancen für einen Jahrtausendfeld-Park im Leipziger Westen

Die Fläche zwischen Karl-Heine-Straße, Gießer- und Aurelienstraße sowie Karl-Heine-Kanal nahm in den letzten Jahrhunderten unterschiedliche Formen an. Sie wurde zur Produktion von Bodenbearbeitungsgeräten, zur Kriegsproduktion samt Zwangsarbeit genutzt und erhielt ihren Namen »Jahrtausendfeld« durch das von der Schaubühne Lindenfels 1999/2000 initiierte Kunst- und Theaterprojekt. Nun konnte dem Anbau von Roggen und der Aufführung von Theaterstücken beigewohnt werden, zogen Hüpfburgen und Zirkuszelte auf das Areal, nutzen es Menschen einfach nur zum Atemholen und Volleyballspiel im dicht besiedelten Leipziger Westen. Perspektivisch soll hier der neue Campus der Leipziger International School gebaut werden. Wie kann sich die Stadtgesellschaft an der Gestaltung von Stadt einbringen? Was gab und gibt es für Utopien und Pläne für die Fläche? Was kann von anderen Brachen und Initiativen in der Stadt gelernt werden? Der kreuzer präsentiert eine Ausstellung rund um das Jahrtausendfeld im Laufe der Geschichte und eine Podiumsdiskussion.

Mit: Ariane Jedlitschka (Mitglied des Vereins Superblock im Leipziger Osten), Niclas-Robin Rosendahl (Ökolöwe – Umweltbund Leipzig, Sprecher für Stadtgrün & Naturschutz und Nachhaltige Stadtentwicklung) und Matilda Oeken (Mitherausgeberin der Broschüre »Stadt für Alle! Strategien der Aneignung stadtpolitischer Prozesse in Leipzig«, 2025)

Moderation: Britt Schlehahn (kreuzer)

Eine Kooperation des Leipziger Stadtmagazin kreuzer mit der Bürgerinitiative »Jahrtausendfeld retten!«, Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. und der Schaubühne Lindenfels.

Am Donnerstag, den 10. April 2025 in der Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Strasse 50, Leipzig Plagwitz/Lindenau. Eintritt frei.

Ab 16 Uhr: Ausstellung, Ab 19 Uhr: Podium

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Jahrtausendfeld: Über 350 Stellungnahmen!

Die aktuelle Beteiligung ist bisher noch eine Alibi-Beteiligung, denn die Verwaltung hat keine Pflicht, die Stellungnahmen abzuwägen und in den Bebauungsplan einfließen zu lassen! Doch genau darum war es wichtig, dass alle Leipziger:innen, denen das Jahrtausendfeld am Herzen liegt und die sich einen großen Stadtteilpark wünschen, Kritik üben und Stellungnahmen einreichendamit die Stadt den B-Plan schlussendlich aufstellt und eine weitere Beteiligung stattfindet. Mehr als 350 Stellungnahmen wurden an die Stadt gesendet – ein deutliches Zeichen.

Das Jahrtausendfeld am Karl-Heine-Kanal ist für die Menschen von Bedeutung. Wir kämpfen gemeinsam mit dem Ökolöwen dafür, dass die Grünfläche erhalten bleibt. In der öffentlichen Stellungnahme des Ökolöwen kannst Du jetzt lesen, was die Bebauung für Klima und Verkehr im Viertel bedeuten würde und warum das Verfahren sogar gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstößt!

Hier kannst du nachlesen, was bisher geschah…

Deine Meinung ist gefragt: du kannst jetzt eine Stellungnahme zum Bebbaungsplan abgeben!

An alle Unterstützer:innen da draußen: Das Jahrtausendfeld braucht jetzt deine Stimme!

Du bist gegen eine Bebauung des Jahrtausendfelds, gegen weitere Verdichtung im Kiez, gegen noch mehr Gentrifizierung in deinem Wohnort, für den Erhalt einer wichtigen Freifläche, für mehr faire Beteiligung der Öffentlichkeit und möchtest, dass deine Stimme gehört wird?

Noch bis zum 18.03.25 kannst du eine Stellungnahme dazu abgeben, was du von der Bebauung des Jahrtausendfeldes hältst. Es ist wichtig, dass so viele Menschen wie möglich ein Zeichen gegen unnötige Flächenversiegelung setzen.

Wer Argumentationsgrundlagen benötigt, kann sich hier Inspiration holen: Hier haben wir verschiedene Argumentationsgrundlagen für dich zusammen getragen.

Hier gehts zum Beteiligungsverfahren, wo ihr eure Stellungnahme online einreichen könnt.

Wir zählen auf dich!

Liebst,
BI Jahrtausendfeld retten! & Ökolöwe

Stadt für Alle! Strategien der Aneignung stadtpolitischer Prozesse in Leipzig

In der wachsenden Stadt wird Teilhabe an den Prozessen der Stadtpolitik von vielen Menschen als immer wichtiger angesehen. Wachstum und Veränderungen werden insbesondere durch Bebauung und Versiegelung sichtbar. Im Leipziger Westen haben sich deshalb in den letzten Jahren einige neue Initiativen gegründet, die diese Teilhabe einfordern. In dieser Publikation sprechen wir mit ausgewählten zivilgesellschaftlichen Akteur:innen des Leipziger Westens und Ostens über ihre Erfahrungen mit der Teilhabe an stadtpolitischen Prozessen.

Damit dokumentieren wir bereits gelaufene Verfahren und ermöglichen anderen zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, aus den hier beschriebenen Erfahrungen und der gesammelten Expertise zu schöpfen, um den Leipziger Westen auch in Zukunft lebenswert zu gestalten. Es handelt sich dabei um eine Bestandsaufnahme dessen, was gegenwärtig als problematisch in der wachsenden Stadt wahrgenommen wird. Welche Konflikte gibt es zwischen Einwohner:innen und Stadtentwicklung? Welche Erfahrungen und Befürchtungen haben die Menschen im Leipziger Westen in Bezug auf Stadtentwicklung und klimatische Veränderungen? Wie sieht ein lebenswerter Leipziger Westen für sie aus? Die Interviews mit den verschiedenen Gruppen und Initiativen wurden im November 2024 geführt und stellen damit den Stand der Entwicklungen zu diesem Zeitpunkt dar.

In einem eigenen Kapitel gehen wir auf das Erleben von Solastalgie ein. Gibt es dieses Gefühl in der wachsenden Stadt und, wenn ja, wie gehen wir damit um?
Außerdem finden sich am Ende der Publikation eine kurze Anleitung zur Gründung einer Bürgerinitiative, weitere Möglichkeiten der Teilhabe sowie ein Glossar.

Hier geht’s zur Publikation: https://zenodo.org/records/14502190

Einordnung des Stadratsbeschluss vom 15.01.2025 des Ökolöwen

Wo wir jetzt stehen – das beschlossene B-Planverfahren nach §13a BauGB

Durch unseren unermüdlichen Druck haben wir Ökolöwen gemeinsam mit der Bürgerinitiative “Jahrtausendfeld retten!” die Stadt zum Handeln bewegt. In der Ratsversammlung vom 15. Januar hat der Stadtrat nun den entscheidenden Beschluss getroffen: die Mehrheit des Rates stimmte der Aufstellung eines Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren für das Jahrtausendfeld zu. Das zeigt: Unser Einsatz wirkt!

Doch das beschlossene Verfahren hat einen Haken.

Bei einem beschleunigten Bebauungsplanverfahren nach §13a BauGB gibt es keine Umweltprüfung! Das bedeutet, dass die Auswirkungen des Bauvorhabens auf Natur, Klima und Lebensqualität nicht umfassend geprüft und bewertet werden.  Damit ignoriert die Stadt zentrale Belange des Umweltschutzes und ihre eigene Klimaanalyse – ein fataler Rückschritt in Zeiten des Klimanotstands.

Die Linke hatte zwar in einem Punkt ihres Änderungsantrags, die von uns geforderte Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB eingebracht – jedoch ohne Erfolg. Ein weiterer Punkt des Antrags für ein „Verkehrskonzept für das Einzugsgebiet eines etwaigen Schulneubaus“ bekam eine Mehrheit und wurde mit aufgenommen. Außerdem wurde ein Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen mit in die Vorlage aufgenommen, in dem es heißt, dass „die öffentlichen Grünflächen so eingeordnet werden, dass der Aufwuchs von Starkbäumen bestmöglich gelingen kann. In diesem Zusammenhang wird durch die Stadtverwaltung auch die schnellstmögliche Altlastensanierung durch die GESA eingefordert, um die Fläche insgesamt mit einem starken klimatischen Beitrag für das Quartier entwickeln zu können. Die Heranziehung entsprechender Fördermöglichkeiten für Entsiegelung und Aufwertung der Flächen hinsichtlich Klima- und Artenschutz sind zu prüfen.“

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B-Plan für das Jahrtausendfeld erkämpft – wie geht es jetzt weiter?

Am 15. Januar 2025 wurde in der Ratsversammlung ein entscheidender Beschluss getroffen: die Mehrheit des Rates stimmte der Aufstellung eines beschleunigten Bebauungsplans für das Jahrtausendfeld im Leipziger Westen zu.
Das bedeutet, dass die Stadtgesellschaft minimale Teilhabe ausüben kann: zum Beispiel können zum Bebauungsplan Stellungnahmen geschrieben werden, die ernst genommen und in die Abwägung der Planung einfließen müssen.

Hintergründe

Das Jahrtausendfeld ist eine Freifläche im Leipziger Westen. Mit seiner historischen Unterkellerung, Altlasten und zentralen Lage ist es sowohl ein wertvoller Freiraum als auch ein Planungsobjekt. Bereits 2021 wurde ein Antrag zur Erstellung eines Bebauungsplans für das Gebiet gestellt. Doch in den vier darauffolgenden Jahren geschah nichts, was zu Frustration und Unverständnis bei den Anwohnenden und politischen AkteurInnen führte.

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LIS setzt Stadt unter Druck. Wir wollen keinen Alibi-Grünstreifen – Jahrtausendfeld muss Stadtteilpark werden!

In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse überschlagen. Zuerst wurde bekannt, dass es nun doch einen Bebauungsplan für das Jahrtausendfeld geben soll [1][2][3]. Allerdings einen beschleunigten – das bedeutet es gäbe weder Umweltprüfung noch Bürgerbeteiligung.

„Mit dem verkürzten Verfahren nach §13a BauGB umgeht die Stadt eine Umweltprüfung und eine ernstzunehmende Bürgerbeteiligung“, kritisiert Ökolöwen-Sprecher Niclas Rosendahl. „Die geplante Baumasse ist nach wie vor überdimensioniert. Außerdem bleibt offen, wie groß der versprochene Park tatsächlich werden soll. Wir Ökolöwen fordern einen Stadtteilpark, der seinem Namen gerecht wird – keinen Alibi-Grünstreifen.“, so Rosendahl weiter.

Alibi-Grünstreifen groß gerechnet

Doch genau diesen Alibi-Grünstreifen handelt Baubürgermeister Dienberg derzeit mit der Eigentümerin der Fläche, der Stadtbau AG, aus. Am Dienstag, den 19. November 2024 traf man sich mit den Vorsitzenden der Fraktionen im Stadtrat  hinter verschlossenen Türen. Resultat der Verhandlungen: Es soll lediglich ein Grünstreifen von 3.000qm entstehen. Im Gegenzug dafür könne die Stadtbau AG eine Bauvoranfrage für ihr überdimensioniertes Vorhaben stellen [4]. Die Absichterklärung, in dem dieser Deal festgehalten ist, liegt uns vor.

Die am 21.11.2024 unterschriebene Absichtserklärung zwischen Stadtbau AG und Stadt Leipzig sieht nur eine minimale Grünfläche vor (grün umrandet, so groß wie ein halbes Fussballfeld).

In der Absichtserklärung, die von Baubürgermeister Dienberg bereits unterzeichnet wurde, heißt es weiterhin, zusammen mit den bereits städtischen Flächen – dem Weg mit den Tischtennisplatten (1.600qm, bereits in städtischer Hand) und der ebenfalls existierenden aber nicht nutzbaren Uferböschung (1.750qm in städtischer Hand) – sowie der 2.450qm großen, mit Altlasten belasteten Fläche, die derzeit noch der Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten mbH (GESA) gehört, bestünde das Potenzial für eine 8.800qm große Grünfläche. Es handelt sich also tatsächlich um weniger als ein Viertel der Fläche des Jahrtausendfelds (5250qm von ca. 2,35ha)! Wir kommen nicht umhin, dies als faulen Deal und Verspottung der Belange und Bedarfe von Anwohner:innen und Ignoranz des Klimanotstands wahrzunehmen. Wir fordern eine angemessen große, neue, qualitativ wertvolle Grünfläche, echte Bürgerbeteiligung, ein Umweltschutzgutachten, ein Verkehrskonzept und einen qualifizierten Bebauungsplan!

Es ist bisher übrigens unklar, wer die Kosten für die Bereinigung der GESA-Fläche tragen soll.

Hintergrund: LIS setzt Stadt unter Druck

Zum Hintergrund dieser Vorgänge schreibt die LVZ, dass Stadtbau AG und LIS die Stadtverwaltung damit unter Druck setzten, sich aus Leipzig zurückziehen zu wollen, sollte es nicht zu einer Bebaubarkeit ohne Bebauungsplan kommen. [5] Auch, so wird im Artikel behauptet, finanziere die LIS sich ausschließlich aus Schulgeldern und Spenden – aus einer Anfrage der Landtagsabgeordeneten Juliane Nagel (Schriftstück liegt vor) wissen wir jedoch, dass dies nicht stimmt: Allein 2024/2025 erhielt die LIS Fördergelder vom Land Sachsen in Höhe von 5.662.900 Euro. Resultate aus vorherigen Jahren sind im Bundesanzeiger öffentlich einsehbar und zeichnen ebenfalls ein anderes Bild [6]. Auch der Neubau einer Schule kann durch das Land Sachsen und die Stadt Leipzig in Millionenhöhe gefördert werden; wir können nur vermuten, dass dies durch Stadtbau AG und LIS auch geplant ist.

Deshalb waren wir heute für euch im Rathaus – wir sind froh, dass das Thema Jahrtausendfeld vorerst noch einmal vertagt wurde. Wir brauchen eine andere Lösung! Wir sehen uns zur nächsten Stadtratssitzung am 18. Dezember 2024!

Referenzen

[1] Aufstellungsbeschluss zum Jahrtausendfeld: Neben der Schule soll ein Park entstehen, L-IZ, 14.11.2024
[2] Stadt Leipzig: Künftiges Jahrtausendfeld erhält eine „große Grünfläche“, LVZ, 13.11.2024
[3] Grüne Fraktion kündigt bei Instagram nun doch einen (beschleunigten) B-Plan an
[4] Das bedeutet die Stadtbau AG könnte nun doch ganz ohne Bebauungsplan agieren! Der Aufstellungsbeschluss würde also doch hinfällig, eine Beteiligung würde nicht stattfinden.
[5] Leipziger Jahrtausendfeld: Schulcampus in Lindenau steht auf der Kippe, LVZ, 21.11.2024
[6] Einfach nach „Leipzig International School“ suchen.

Ökolöwe: Jahrtausendfeld jetzt gerettet? Mitnichten!

Die Stadt Leipzig plant nun doch die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Jahrtausendfeld. Das war eine wesentliche Forderung des Ökolöwen sowie der Bürgerinitiative „Jahrtausendfeld retten!”. Doch die Vorlage der Verwaltungsspitze bleibt hinter den notwendigen Schritten zurück.

„Mit dem verkürzten Verfahren nach §13 BauGB umgeht die Stadt eine Umweltprüfung und eine ernstzunehmende Bürgerbeteiligung“, kritisiert Ökolöwen-Sprecher Niclas Rosendahl.

Rosendahl weiter: „Die geplante Baumasse ist nach wie vor überdimensioniert. Außerdem bleibt offen, wie groß der versprochene Park tatsächlich werden soll. Wir Ökolöwen fordern einen Stadtteilpark, der seinem Namen gerecht wird – keinen Alibi-Grünstreifen.“

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